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Śantanu hatte auf der riesigen, dicken Decke Platz genommen, die sich aufgrund ihrer grellen, violetten Farbe weithin sichtbar von der moosgrünen Wiese abhob. Es dürstete ihn, und so trank er einen ganzen Krug voller köstlich kühlem Lassi leer, ohne auch nur einmal abzusetzen.

„Geliebter Vater, dein letztes Leben verbrachtest du auf den himmlischen Planeten. Und das Leben davor warst du, genau wie in diesem Leben, ein rechtschaffener König.“ Śantanu achtete genauestens auf jedes einzelne Wort seines Sohnes. Er hatte zwar keine Veranlassung zu befürchten, dass Devavrata diese Offenbarungen nicht noch einmal wiederholte, wenn er nachfragen würde, aber allein die Möglichkeit, dass sein Sohn nur ein einziges Mal das Geheimnis lüften könnte, trieb Śantanu zu einer Konzentriertheit, die der völligen Versenkung eines Yogis in seinen Mantra glich.

Śantanu und Devavrata hatten ihren letzten Ausflug so genossen, dass sie noch am Abend ihrer Rückkehr beschlossen, die Exkursion schon eine Woche später zu wiederholen. Beide hofften, noch mehr offene Fragen klären und noch mehr Kindheitserinnerungen mit dem anderen teilen zu können.

Śantanu rollte sich von der Seite auf den Rücken. Wie er es als Kind immer zu tun pflegte, legte er seine linke Hand flach unter seinen Kopf, um ihm eine Stütze und eine Polsterung zu schenken. Mit seiner rechten Hand zupfte er einen Schachtelhalm mühelos aus dem Boden und drehte ihn mit zwei Fingern hin und her. Er schaute den Wolken zu, die langsam vorüber zogen, rekelte sich noch etwas und schien sich dann endlich eingerichtet zu haben, um Devavrata zu antworten.

Herrlich, dieser Duft. Großartig. Unvergleichlich. Śantanus Geist überschlug sich förmlich in Freude über diesen unerwarteten Sinnesgenuss. „Riech! Riech! Mehr, mehr!“, forderte Śantanus Verstand, „nicht nur die Nase soll sich für ewig an diesen Tag erinnern.

Devavrata wusste, dass er jetzt an der Reihe war zu sprechen. Doch er ließ sich Zeit, schließlich gab es keinen Grund zur Eile. Die Sonne würde sich erst in einer Stunde in Marsch setzen, um langsam unter den Horizont zu wandern. Er hatte gut gespeist und würde nichts mehr zu sich nehmen müssen. Lediglich seiner heißen Honig-Ingwer-Milch, die er jeden Abend trank, würde er heute noch gestatten, seinen Magen aufzusuchen. (Es hatte ihn allerdings einige Wochen Übelkeit und Überwindung gekostet, bis er sich mit der irdischen Milch angefreundet hatte, da diese sich immens in Farbe, Geschmack und Wirkung von der himmlischen unterschied. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt und war zufrieden.)

Während das Floß sich unaufhaltsam der Insel näherte und allmählich den Blick freigab auf  eine große und eine kleinere Hütte, entfaltete sich vor Śantanus innerem Auge noch einmal der Tag, wie er sich bisher entwickelt hatte. „Am Morgen noch“, so erinnerte sich der alte Recke, „stand ich mit Devavrata vor dem Wagen, als Rāmśraddha angestürzt kam und alle meine Pläne zunichte machte.

Und Devavrata empfing noch eine andere Ahnung. Einerseits deutlich wahrnehmbar, doch andererseits nicht greifbar, spürte er in sich eine Liebe ruhen, eine Liebe, die nur für eine einzige Person bestimmt war. Er wusste selbst noch nicht, für wen. Mit philosophischer Überlegung wäre der junge Prinz wahrscheinlich in der Lage gewesen, die Person zu nennen, die das höchste Objekt seiner Begierde sein musste.

Śantanu wartete und schaute in das lächelnde Gesicht des Fischers, dessen Gelassenheit ihn zunehmend verunsicherte. Lächelte er jetzt, weil er sich freute und geschmeichelt fühlte? Oder war dieses Lächeln eher verschmitzt? Verfolgte dieser Fischquäler tatsächlich irgendeinen schelmischen Plan? 

 
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