„Was immer in dieser Welt vorkommt, das findet sich auch im Mahābhārata; und was man darin nicht findet, das gibt es nirgendwo auf der Welt.“
(Mahābhārata, Ādi Parva 56.33)
Arjuna kauerte auf der blutgetränkten Erde. Völlig in sich zusammengesunken umschlang er mit seinen Armen die angewinkelten Knie und versuchte vergeblich, sein Gesicht zwischen seinen Oberschenkeln zu vergraben. Obwohl er sein Haar sowie auch sich selbst seit dem Ende der Schlacht, die später als die schrecklichste und gewaltigste Schlacht der Menschheitsgeschichte bekannt werden sollte, schon ein paar Mal gewaschen hatte, wirkte er noch immer etwas ungepflegt angesichts der Reste von Knochensplittern, Blut und Stofffetzen, die noch immer an ihm klebten.
Śantanu schaute noch immer staunend auf den Jüngling und erwartete ein weiteres Zeichen. Ihm wurde in diesem Augenblick wieder bewusst, dass er, noch immer völlig durchnässt und noch immer mit einer schmerzenden Hand und einem angeschlagenen Arm, seine Pflicht zu erfüllen hatte. Es galt, den Staudamm zu zerstören. Entweder gelang ihm dies jetzt oder es wäre die Zeit gekommen, sein Leben zu geben. Für einen König seines Ranges gab es nur zwei Möglichkeiten, einen Kampf zu beenden – Sieg oder Tod.
Herrlich. Er liebte es, den warmen, starken Körper seines Pferdes unter sich zu spüren. Gierig sog er die Luft ein, die so klar und belebend war wie der Geist eines Yogis, der seine Sinne unter Kontrolle hat. In der Luft lag noch die Feuchte des Morgentaus, denn gerade erst hatte sich die Sonne entschlossen, den Horizont zu erklimmen.
Immer wieder umarmte Śantanu seinen Sohn und hätte diesen wohl noch eine ganze Weile weiter geherzt, wenn er nicht bemerkt hätte, dass Devavrata diese Behandlung wesentlich weniger zu genießen schien als er selbst. Der König begriff, dass hier etwas mehr Zurückhaltung angebracht war. Schließlich geziemte sich ungezügelte Leidenschaft für einen Monarchen höchstens auf dem Schlachtfeld.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Śantanu, der von seiner Hauptstadt Hastināpura aus nicht nur das Königreich namens Hastina regierte, sondern als Kaiser der Welt über alle Königreiche Bhāratavarṣas gebot, bog nach seinem kurzen Ausflug in den westlichen Wald wieder auf seinen üblichen Weg ein. Bald würde er die Gaṅgā wiedersehen, den heiligsten aller Flüsse. Sein Lieblingsplatz war eine schattige, kleine Anhöhe, die einen wundervollen Ausblick auf diesen segenspendenden Strom bot.
Śantanu hielt sich die Hand schützend an die Stirn, um das gleißende Sonnenlicht zu dämpfen. Kein Zweifel – da stand ein kampfbereiter Kṣatriya. Da Śantanus linker Ellenbogen fast eine waagerechte Linie bildete, hing der Ärmel seines Gewandes locker nach unten. In eben diesem Ärmel regte sich plötzlich etwas. Śantanu ließ sofort seinen Arm sinken und schüttelte seinen Ärmel aus.