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Das Rāmāyaṇa ist in Indien in seiner Popularität unerreicht und höchstens noch mit dem Mahābhārata, dem zweiten großen indischen Epos, zu vergleichen. Jedes Kind kennt die Geschichte Rāmas, Sītās und Hanumāns, zumindest in den wesentlichen Zügen. Es gibt in Indien unzählige Sītā-Rāma-Tempel. Und vermutlich gibt es von keiner Gottheit in Indien so viele Tempel, Altäre, Schreine, Gemälde, Fresken, Statuen und sonstige Abbilder wie vom berühmten Affen Hanumān, dem treuen Diener Śrī Rāmacandras.
Bhakti Vikasa Swami beschreibt die Faszination der Geschichte Rāmas wie folgt:
Bereits Tausende von Jahren vor Shakespeare wurde das Rāmāyaṇa sowohl an allen Königshöfen Indiens wie auch an den Lagerfeuern in den Dörfern gesungen. Noch vor 200 Jahren fanden es die englischen Missionare erstaunlich, dass Hindus in alltäglichen Situationen und Gesprächen Verse aus dem Rāmāyaṇa zitierten. Selbst heute noch geben viele Inder ihren Kindern Namen von Rāma, Sītā und anderen berühmten Charakteren des Rāmāyaṇas. Aber auch in Indonesien und Thailand steht die Geschichte Rāmas im Zentrum traditioneller Kunst, Literatur, Musik und Tanzdarbietungen.
Und Günter Mekten beleuchtet in diesem Zusammenhang folgenden Aspekt:
Von den Medien eher am Leben gehalten als verdrängt, bleibt das Rāmā­yaṇa bis heute der unentbehrliche Märchen- und Bilderfundus ganz Südostasiens, eine kulturelle Verständigungsebene für alle Schichten.
Sītā und Rāma prangen in Indien glamourhaft auf den Umschlägen bunter Groschenhefte. Sichtlich an Tarzan und Prinz Eisenherz geschult, erzählen diese Comics altindische Legenden nach, mit Sprechblasen und viel Aktion. Eine der reißend abgehenden Broschüren zeigt den kriegerischen Affen Hanumān gleich einem Erzengel durch die Lüfte eilen. Seiner Maske begegnet man dann, tausendfach in Papiermaché gepresst und rot-weiß-blau bemalt, im benachbarten Nepal wieder; sie ist zugleich komisch und furchteinflößend. […] Jeder kauft den hilfreichen Kerl als Schutz- und Poltergeist, die Fremden zur Dekoration.
 
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